April 26, 2021

Krankheit – Ein Ausdruck des Lebens

Herr Prof. Jakesz, auf Ihrer Homepage ist zu lesen, dass schwere Erkrankungen traumatische Lebenseinschnitte sind, die für die Betroffenen und ihr Umfeld von großer Bedeutung sind.

Erkrankungen sind Störungen und Fehlen der harmonischen Gesundheit in einem gewissen Bereich des menschlichen Körpers. Gesundheit ist im eigentlichen Sinne der Normalzustand eines Menschen, sowie das Leben in Freude und Frieden – Kranksein ist ein Ausnahmezustand.

Sie sind Ganzheitsmediziner, wo sehen Sie den Ursprung einer Krankheit?

Krankheit hat ihren Ursprung im geistigen Bereich. Sie hat also eine energetische Ursache, die sich im Körper manifestiert. Veränderungen passieren niemals ausschließlich auf körperlicher Ebene.

Warum beschäftigt sich die Schulmedizin ausschließlich mit der Behandlung des Körpers?

„Natur- und Geisteswissenschaften gehören zusammen – ohne einander ist jedes nur halb“. Die willkürliche Trennung des Organismus in eine körperliche und eine geistige Ebene und die Fokussierung der Schulmedizin auf die körperliche Ebene, wie sie von René Descartes im 17. Jahrhundert proklamiert wurde, hat die ganzheitliche Sicht des Menschen in Bezug auf Gesundheit und Krankheit verschwinden lassen. Die Medizin wurde zur Naturwissenschaft und hat ihre Kompetenz als Geisteswissenschaft größtenteils abgegeben.

Ich persönlich fühle mich dadurch, dass ich im Heilberuf tätig sein kann, sehr privilegiert, und versuche, meinen Fokus über den rein körperlichen Bereich hinausgehen zu lassen.

Eine intensive Kommunikation mit Patientinnen und Patienten stellt eine beglückende und auch herausfordernde Aufgabe dar.

Menschen in Ausnahmesituationen benötigen dringend Mediatoren, die sie bei ihrer Krankheitsbewältigung begleiten und sie zum ehest möglichen Zeitpunkt in die Eigenverantwortung entlassen. Das Arzt-Patienten-Verhältnis sollte ein partnerschaftliches sein, die Beteiligung der Betroffenen am Gesundwerdungsprozess sollte keinesfalls unterschätzt werden.

Die zentrale Rolle spielen die Betroffenen selbst. Wir als begleitende Ärztinnen und Ärzte sind aufgerufen, uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln der Heilung zu beteiligen. Meines Erachtens spielt Spiritualität – also die Frage nach dem Sinn aller Belange unseres Lebens – bei diesem Prozess eine bedeutende Rolle. In einem großen Ausmaß wird dies von den Betroffenen, zumindest meiner Erfahrung nach, verstanden und auch gelebt.

Viele Krebs-PatientInnen haben das Gefühl Schuld in sich zu tragen, wie sehen Sie das?

Ein wesentlicher Grundsatz, der meinen Patientinnen bereits im ersten Gespräch mitgeteilt wird, ist, dass Krankheit keinesfalls mit Schuld oder Strafe zu tun hat. Die Zeit nach einer Krebserkrankung stellt für Betroffene oft einen neuen Lebensabschnitt dar, in dem manches, was zu bestimmten Denkprozessen oder emotionalen Mustern Anlass gab, betrachtet, erfasst, geändert und geheilt werden kann.

Kann Krankheit Ihrer Ansicht nach als Prinzip von Ursache und Wirkung gesehen werden?

Krankheit ist Ausdruck des Lebens. Eine Krankheit ist mehr als nur eine Botschaft des Körpers. Daher spielen in der Heilung Gefühle, Geist und Seele mit. Traumata lösen in uns oftmals physische Krankheit aus. Erlebnisse sind für uns schmerzhaft. Schmerz wandelt sich um in physische Erkrankung.

Unsere innere Stimme fragt uns vor Ausbruch einer Krankheit viele Fragen. Willst du das überhaupt?

Schauen wir einmal unsere Sinnesorgane an: Mit unseren Ohren können wir hören. Leider ignorieren oder verdrängen wir sehr oft unsere innere Stimme. Wir hören ihr nicht zu. Außen und Innen müssen aber in Harmonie sein. Mit unseren Augen können wir sehen. Sie kennen bestimmt den Ausspruch: Augen sind ein Fenster zur Seele. Oder: Wenn ich dir in die Augen schaue, sehe ich bis in deine Seele. Augen sind nicht nur zum Sehen da, Augen sind auch eines der wichtigsten Kommunikationsorgane.

Wie helfen Sie Ihren Patientinnen?

Ich bringe meine Patientinnen in Eigenverantwortung. Krankheit ist Herausforderung. Sie ist ein starker Antrieb, sich selbst kennenzulernen, die innere Schönheit, sich selbst keine Grenzen mehr zu setzen oder von anderen setzen lassen, die Unendlichkeit zu finden. Krankheit ist Gnade. Änderungen in unserem Leben vorzunehmen ist ganz entscheidend. Ich stehe meinen Patientinnen bei und wir machen gemeinsam aus der Krankheit etwas Wunderbares.

Herr Prof. Jakesz, vielen Dank für dieses außergewöhnliche, bereichernde Gespräch. Durch das Gespräch mit Ihnen haben sich meine inneren Augen geöffnet. Ich nehme mir fest vor, in Zukunft mehr auf meine innere Stimme zu hören. DANKE.

Quelle: www.europadonna.at/index.php/monas-blog-archiv/69-2015/aprilo/258-krankheit-ein-ausdruck-des-lebens (nicht mehr online)