Meine Lieben,

es ist mir eine große Freude, Euch zu schreiben. Ich habe mich eine Weile zurückgezogen, um diese Auszeit für mich, einmal nur für mich zu nützen. Sie hat mir gut getan. Diese Auszeit hat mir Einblick in mein bisheriges Leben gegeben, in meine Gedanken und in meine Gefühle, Einblick, wie ich meine von mir so geliebte Tätigkeit erfüllt habe, Einblick wie ich mit anderen Menschen kommunizierte, Einblick in den Sinn meines Lebens.

Nun bin ich ganz langsam und vorsichtig wieder in meine Tätigkeit zurückgekehrt, zumindest zum Teil, bin dankbar für alle Informationen, die ich erhalten habe, und bewege das alles in meinem Geist und in meinem Herzen. Dies war und ist eine wichtige persönliche Erfahrung, und viel mehr ist dazu nicht zu sagen.

Und wieder stehen wir ein paar Tage vor dieser heiligen Zeit des Karfreitag und des Ostersonntag. Diese beiden Zeitpunkte des Todes und der Auferstehung von Jesus werden meines Erachtens durch einen Ausspruch am Kreuz miteinander verbunden. Der Ausspruch am Kreuz: „Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“ verbindet die Todeserfahrung mit der Vergebung und der Versöhnung. Deshalb will ich diese Worte, die mich seit Kindertagen tief beeindruckt haben, vor Euch ein wenig ausbreiten.

Dieser Ausspruch gliedert sich in zwei unterschiedliche Punkte. Es ist zuerst einmal die Bitte um Vergebung und der Aufruf zur Versöhnung. Es ist eine Bitte, ja und vielleicht auch ein Aufruf an Gott und an uns, sich mit sich selbst zu versöhnen, und sich zu vergeben. Was ist denn Vergebung und Versöhnung? Was stelle ich mir darunter vor, mir selbst zu vergeben?

Natürlich ist der göttliche Funke in uns, und unser Wahres Selbst leuchtet in manchen Augenblicken, sodass wir erkennen, wie wunderbar wir sind, oder wie wunderbar wir sein könnten. Andererseits sind wir dies nur manchmal, und wir erkennen auch unseren göttlichen Funken nur in bestimmten Momenten. Und gerade, weil wir uns dieser Grenzen in unserem Wesen bewusst werden müssen, gerade deshalb gilt dieser Aufruf, sich selbst zu vergeben.

Wir kommen geprägt auf diese Welt. Das Leben mit all seinen Umständen, mit all seinen Perspektiven prägt uns und macht uns primär einmal abhängig von all diesen Prägungen, von früheren Leben, von unseren Ahnen, von unseren eigenen Taten, von den Umständen, in die wir hineingeboren sind. All dies ist liebevoll, leise und gütig von der Schöpfung ausersehen, damit wir lernen, uns zu ändern, und die Chancen, die uns unser Leben bietet, zu nützen. All diese Prägungen begrenzen uns und machen uns bis zu einem gewissen Grad unfrei, weil wir diese Prägungen als solche oft nicht erkennen, und oft auch nicht wissen, wie wir uns aus diesen Prägungen lösen können. Es ist ein Lebensprogramm: zu erkennen, in welche karmischen Verstrickungen wir hineingeboren sind, was wir von unseren Eltern und von den Ahnen übernommen haben, und vieles mehr. Und wir glauben, all das sind wir. Nein, wir sind dies nur zu einem gewissen Teil. Vieles andere ist übernommen. In vieles werden wir hineingeboren, weil unsere Seele sich entschlossen hat, durch all diese Erfahrungen durchzugehen und diese der Heilung zuzuführen. Und gerade aus diesem Grund, weil wir eben geprägt sind, weil wir oft nicht erkennen, was in unserem Raum ist, und wie wir unseren Raum befreien und ihn heilen, soll uns bewusst sein, dass die Heilung unseres Raumes die Heilung unseres Wesens bedeutet.

In der Erkenntnis all dieser Umstände seien wir weder streng noch allzu hart zu uns, nicht verurteilend und bewertend, nicht lieblos und fordernd uns selbst gegenüber. Also vergeben wir uns und bitten wir um Vergebung, woran auch immer wir glauben. Sich selbst zu vergeben, nichts in unserem Leben, was durch uns geschehen ist, zu bewerten oder gar zu verurteilen, in der Meditation einerseits die Möglichkeit für die innere Heilung zu erfahren und andererseits einen gewissen Einblick in die Zusammenhänge unseres Lebens zu bekommen: Dies ist ein Gebot der Stunde, ein Gebot des Augenblickes gerade in einer Zeit, in der wir auf uns selbst zurückgeworfen sind, in der viele von uns mehr Zeit, mehr Aufmerksamkeit für sich selbst besitzen und diese Zeit für sich selbst nützen wollen.

Vergeben wir uns. Umarmen wir uns, lieben wir uns mit all unserer Liebeskraft, der wir fähig sind, und haben wir Freude mit uns, auch wenn wir mit bestimmten Entscheidungen, mit Handlungen unseres Lebens konfrontiert sind, die wir oft nicht begreifen können, warum wir so und nicht anders, lieblos und nicht liebevoll, friedlos und nicht friedvoll, abweisend und nicht verbindend gehandelt haben. Ich sage Euch, wir wussten es nicht besser. Wir haben das getan, was in unseren Möglichkeiten war, wir haben nach unserem Bewusstsein entschieden und gehandelt und gefühlt, das uns in diesem Augenblick zugänglich war.

… Und vergeben wir einander; alles, nicht nur das, womit wir gerade noch leben können, sondern auch das, was uns enttäuscht hat, was uns heute noch schmerzt, obwohl vielleicht viele Jahre vergangen sind, was uns nicht schlafen lässt, was uns unsere Kraft verlieren lässt. Bitten wir andere um Vergebung für das, was durch uns geschehen ist, und vergeben wir anderen, was durch sie geschehen ist. Unsere Begrenztheit, unsere Beschränktheit zeigt sich in dem, wie wir andere behandelt haben und behandeln. Und die Begrenztheit und die Beschränktheit anderer zeigt sich darin, wie sie uns behandeln. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wir sind Teil der Menschheit, die nicht perfekt ist, weil sie nicht perfekt sein kann, deren Zugang zur Allweisheit, zur Liebe, zur Allglückseligkeit so oft verschlossen ist. Wir können und dürfen nicht erwarten, dass uns Gott vergibt, wenn wir uns selbst nicht vergeben und wenn wir einander nicht vergeben. Vergebung und Versöhnung erzeugt wieder Verbindung, Zusammenhalt, Kommunikation, die verloren gegangen ist. So finden wir Verbindung zu uns selbst, wenn wir uns vergeben. Wir erschaffen Verbindung, wenn wir einander vergeben, unabhängig davon, ob wir Täter oder Opfer waren.

Täter und Opfer sind doch Geschwister. Wenn wir andere Menschen schlagen, so treffen wir mit diesen Schlägen doch auch uns selbst. Wenn wir andere belügen, belügen wir uns, wenn wir anderen den Frieden nicht anbieten, so kommen wir mit uns selbst nicht in den Frieden – und wenn wir dies getan haben, können wir sicher sein, dass uns von Gott vergeben wird.

Er hat uns mit dem freien Willen erschaffen. In diesem freien Willen können wir immer zumindest zwischen zwei Aspekten, zwischen Licht und Schatten, entscheiden. Niemand auf dieser Welt hat sich nur für das Licht entschieden. Wir alle tragen auch den Schatten in uns, und dürfen ihn heilen, indem wir vergeben und uns versöhnen.

Der zweite Teil dieses Ausspruches am Kreuz ist die Erklärung, warum wir Vergebung und Versöhnung erlangen sollen und erlangen werden: Denn wir wissen nicht, was wir tun. Und dabei glauben wir von uns selbst oft, dass wir so vieles wissen. Unsere mentale Kraft ist oft so stark, dass wir manchmal verlernt haben zu fühlen. Wir wissen in vielen Situationen nicht, warum wir so und nicht anders entscheiden, warum wir in dieser Art und nicht anders fühlen, warum uns manches Mal der Weg zur Heilung, der Weg in das Licht so schwer fällt. Unser Wissen ist bruchstückhaft.

Tatsächlich ist ein tiefes Wissen um alle Zusammenhänge, um all die Weisheit, um all die Liebe in uns. Doch der Zugang zu all dem ist uns oft verwehrt, weil wir ihn uns selbst verwehren. Erst der epochemachende Ausspruch „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ bringt uns diesem inneren Wissen nahe. Erst wenn wir von unseren Vorurteilen, von unseren Bewertungen, von unseren Wünschen, von unserem einzementierten Standpunkt zurücktreten, uns von diesem lösen, beginnen wir uns langsam diesem inneren Wissen zu nähern. Sind wir nicht traurig darüber. Lassen wir uns nicht verstören von diesem Ausspruch „Denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Mit dem „sie“ hat Jesus die Menschen, nicht nur die Menschen damals gemeint, sondern meines Erachtens uns alle. Gehen wir behutsam den Weg der Erkenntnis in Liebe, in Liebe zu uns, und in Liebe zu unserem Nächsten, in Liebe zu diesem Planeten, zur Natur, in Liebe zu unseren Fähigkeiten und Talenten.

Wenn wir lernen, uns meditativ zu erfahren, werden uns schrittweise die Augen und unser Herz geöffnet. Wir werden die Zusammenhänge unseres Lebens erfassen, wir werden erfassen und erfahren, was uns zu dem Menschen gemacht hat, der wir sind, und es wird uns gelingen, schrittweise durch innere Erkenntnis aus dem Drama und aus den vielen Dramen unseres Lebens auszusteigen. Wie dramatisch dieses Drama der Menschheit ist, wird uns doch eben so klar gespiegelt. Eine Lösung besteht doch immer nur in der inneren Heilung, und diese kann nur mit Hilfe Gottes in uns selbst geschehen. Diese schrittweise Entwicklung, diese Transformation unseres eigenen Wesens in Liebe zu uns, zu anderen und zur Welt wird uns schrittweise ändern und langsam erfahren lassen, bis wir schließlich beginnen zu wissen, zu spüren, was tatsächlich wir tun, und folglich, warum wir etwas tun und wie wir schrittweise uns dafür entscheiden, was dem Licht entspricht: Dem Licht der Osternacht, dem Licht der Auferstehung.

Die Erfüllung dieser Auferstehung ist ein Weg. Es ist der Weg unseres Lebens voll von Schmerz und von Freude, von Krankheit und Gesundheit, voll von Unkenntnis und heiligem Staunen. So werden wir schrittweise wissen, was wir tun, dass wir Geschöpfe mit göttlichem Funken sind, und dass wir schrittweise dies tun, was dem göttlichen Funken entspricht.

Dies alles wünsche ich uns allen von Herzen: Vertrauen, Glaube, unerschütterlicher Glaube, dass der Weg der inneren Heilung der Weg in das Licht ist.

Ein gesegnetes Osterfest wünsche ich Euch, dass das Licht der Osternacht unser aller Herzen erhellt und glückselige Menschen aus uns macht.

In Liebe,
Raimund

 

Mehr über mich und aktuelle Informationen gibt es wie immer auf meiner Website http://jakesz.com/home. 

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