Meine Lieben,

das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu, und in großen schnellen Schritten kommt diese so besondere Zeit im Jahr, die uns zum Innehalten und zum Spüren unseres eigenen Wesens veranlassen soll.

Doch vorher ein kurzer Rückblick auf das Irrsee-Seminar, bevor ich auf diese für uns alle heilsamste Zeit des Jahres eingehe.

Das Thema des Winterseminars lautete „Die Lebensmitte“, zugleich Jahresmitte, zweite Lebenshälfte bzw. zweite Jahreshälfte. Viele von uns sind in dieser zweiten Lebenshälfte, und die Natur spiegelt uns so schön die Chancen, die diese Zeit beinhaltet.

Für viele Menschen in der zweiten Lebenshälfte beginnt die Lebensfreude und generelle Bedeutung des eigenen Lebens abzunehmen. Die kommende für viele drohende Pension, die Gründung von Lebensgemeinschaften der Kinder führt zu oft ganz geänderten Familiensituationen. Geänderte Familiensituationen entstehen auch durch die Trennung von Beziehungen, und nicht umsonst wird oft von der Krise der Lebensmitte gesprochen. Und genau in diesem Aspekt sollte dieses Seminar Mut machen, neue Impulse im Leben zu manifestieren.

So wie der Herbst des Lebens die Zeit der Ernte ist, so sollte auch diese innere Ernte in dieser Lebensperiode stattfinden. Oft lächeln wir liebevoll über eigene Entscheidungen in der jugendlichen Hitze, und erlauben uns mit zunehmender Zeit Grenzen zu setzen. Der oft neue Zeithorizont erlaubt uns, uns mit unserem Leben auseinanderzusetzen, in die endgültige Versöhnung mit allem was wir erlebt haben, zu gehen. Diese Zeit der Lebensmitte sollte Anlass geben, uns aus allzu stark Gebundenem zu lösen, aus Abhängigkeiten und Verpflichtungen langsam herauszugehen, die Last des Tun-Müssens sollte abfallen und ersetzt werden durch das Wollen und durch das Können.

Die Kraft dieser Lebensperiode können wir in der eigenen Aufmerksamkeit auf uns selbst richten. Wir sollten uns Ruhe und innere Entwicklung erlauben, das Interesse sollte transzendent werden, das Fühlen, das Erlernte und Erfahrene, wie es in uns wirkt und uns reifen lässt.

Viele Affirmationen haben sich mit den wunderschönen Harfenklängen von Katharina verbunden und uns Mut und Kraft gegeben, mehr und mehr in die eigene Essenz und das eigene Potenzial vorzudringen, unsere Entscheidungen für uns zu treffen, jedoch das Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Die goldenen Herbsttage und der strahlende Sonnenschein, der uns am Irrsee empfangen hat, haben uns gezeigt, wie strahlend diese Zeit sein kann, und welches Potenzial in dieser Zeit liegt: freie Zeit, Zeit für Rückzug, Zeit für Gespräch, Kraft für Aufmerksamkeit, Ruhe für Überlegung, Gelassenheit für Zeiten des Sturmes, die vielleicht im Leben noch kommen.

Und natürlich sind die Bilder des Spätherbstes und des beginnenden Winters, das Ausdehnen der Dunkelheit, für manche ein Bild, wie sie sich vielleicht selbst nicht sehen wollen, und trotzdem: lassen wir die Dunkelheit auf uns zukommen, lassen wir uns von der Ruhe der Nacht inspirieren, das Licht der Dunkelheit kann uns umfangen und uns atmen. Die Dunkelheit erfreut unser Auge so wie das Helle und inspiriert uns und bringt uns zu uns selbst.

So kann uns diese Zeit auch eine Bilanzierung und eine Neuordnung erlauben. Unser Licht strahlt anders als früher. Es bekommt eine neue Leuchtkraft in Gelassenheit und Weisheit und Zurückhaltung und Verständnis.

Und natürlich kommt die Zeit, wo wir der Toten gedenken, wo wir an unser eigenes physisches Ende denken. Die Energie der Seele ist uns in dieser Zeit besonders nahe. Der Zugang zu unserer Seele geschieht immer in Dankbarkeit und Liebe, in Dankbarkeit für alles was wir erlebt haben. Über das Wohltuende haben wir uns gefreut und es genossen, und das Schmerzhafte hat uns Erkenntnis und Ansporn zur Heilung gebracht. Und immer in dieser Zeit stellt sich die Frage: Wie gehe ich mit meinem eigenen physischen Ende um? Glaube ich zweifelsfrei an mein ewiges Leben, an die Konservierung meiner Energie immer wieder neue Körper findend, um neue Erfahrungen zu machen und uns Ansporn zur Heilung zu bieten.

So ehrten wir alle die, die uns vorausgegangen sind, und sich von ihrem physischen Körper getrennt haben. Ehren wir ihre Handlungen und Entscheidungen, und haben wir Verständnis für alles nicht Gelöste in wertfreier Betrachtung. Verstehen wir, dass manches, was wir erleben, uns vererbt wurde, bis wir einen Entwicklungsgrad erreicht haben, der uns erlaubt in Vergangenheit, Augenblick und Zukunft das nicht Gelöste zu lösen. So haben wir einerseits in diesen Tagen eine neue und innige Beziehung zu unserem Körper aufgebaut, und andererseits uns auch in unserer Vorstellung an einen körperlosen Zustand gewöhnt. Lösen wir uns aus der Angst, körperlos zu sein, nur mehr Energie, Seele und Licht, um unsere Energie zu regenerieren und die Möglichkeit zu haben, andere neue Abenteuer zu erleben, zu unserem Wohl und zum Wohle aller.

Und natürlich ist diese Zeit die Zeit der Nebel und der Schleier, die uns immer wieder zeigen, dass uns manche mystische Aspekte noch verborgen sind, dass wir jedoch meditativ diese Schleier heben und die Nebel durchringen können, um neue Erkenntnisse und neue Entwicklungen zu erleben.

Und mit schnellen Schritten kommt dann oft der Winter mit seiner Kälte und mit seiner Erstarrung, und mit der Makellosigkeit des Schnees zum Zeichen unserer Reinheit und der Erinnerung an unseren Urzustand, und der Entstehung dieses glatten Eises, das uns an die Klarheit und die Leichtigkeit des Durchgleitens durch unser Leben erinnern soll, und an die schwerelose Bewegung. Vieles in unserem Leben in spiritueller Hinsicht können wir nicht mit Anstrengung erreichen, sondern mit der Leichtigkeit des Durchbewegens.

Und die Adventtage sind da, wir lassen sie herankommen, bereiten uns vor, und besinnen uns und erwarten achtsam diese besondere Zeit bis zur Wintersonnenwende, in der das Licht wieder geboren wird, so wie im christlichen Weihnachtsfest Liebe wieder geboren wird. Wir verzichten vielleicht in dieser Zeit auf bestimmte Gewohnheiten, nehmen uns Zeit für unseren Weg der Selbstbetrachtung, sind uns mehr und mehr unserer Ewigkeit, unserer unzerstörbaren Identität und unserem kontinuierlichen Wiedergeborenwerden bewusst.

Die Besinnung in der Adventzeit erlaubt uns mehr und mehr eine verständige wertfreie Haltung, alles mit den Augen der Liebe und des Friedens zu sehen, und unsere Aufmerksamkeit auf diese Wiedergeburt des Lichtes und die Heilung unseres Lichtes in uns selbst uns zu legen. Sind wir uns bewusst, dass unser inneres Licht überall um uns strahlt und uns heilt, dass es uns von Schatten und Schleier löst und sie durchdringt, dass die Qualität unseres inneren Lichtes durch unser Wesen entsteht, durch die kontinuierliche Hinwendung zu uns selbst und die tätigen Heilschritte die wir an uns selbst durchführen.

Und dann ist dieser 24. Dezember da, dieses wiedergeborene Sonnenkind, das Kind des Lichtes, dieses Fest des aufkeimenden Lichtes in der Finsternis. Das Kind soll uns erinnern, dass es der Welt eine neue Idee gebracht hat, eine revolutionäre Idee, nämlich die Idee der Liebe, und dies in einer Umgebung der Schutzlosigkeit, der Abhängigkeit, der Verwundbarkeit, der Verletzlichkeit und der Zerbrechlichkeit. Durch all das durchzugehen erlaubt uns schließlich, dieses Fest des Lichtes jedes Jahr neu zu erleben.

So lassen wir den Zauber dieser geweihten Nacht in unseren Herzen wirken, lassen wir die Freude der Stille und die Freude des Festes in uns entstehen. Leben wir besonders in dieser Zeit unseren Mut und unseren Optimismus, trotz alledem, was wir an der Welt im Außen wahrnehmen, und was uns oft so unverständlich vorkommt. Und trotzdem: lassen wir nicht ab von unserem Weg, den wir uns vorgenommen haben, verlassen wir den Weg des Lichtes nicht. Lassen wir unser Licht das Chaos durchdringen, und verstehen wir es als Übergang in eine Neuordnung, wo auch immer es uns hinführt.

Schenken wir einander in dieser Zeit Vertrauen, Glaube und Hoffnung, lassen wir uns nicht hinunterziehen in den Mainstream der Geschäftigkeit, sondern bleiben wir bei uns und leben wir unser wahres, tatsächliches Selbst. Dann öffnen sich die Tore in das Reich des Lichtes.

Euch allen wünsche ich im Zeichen meiner tiefen Verbundenheit Segen und Gnade in dieser Zeit für Euch und Eure Lieben,

Raimund

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